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Bakterienparanoia – you rock!

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Ohne viel Einbildung kann ich sagen: Ich bin eine angenehme Sitznachbarin im Flugzeug. Ich lese, ich döse, ich spreche niemanden an, hebe dem Nachbarn den Löffel auf, wenn er auf den Boden gefallen ist, und ich störe die Person auf dem Gangplatz selten, weil ich zwecks Blasentraining nur einmal pro Langstreckenflug auf die Toilette gehe. Ich sorge dafür, dass ich keinen Mundgeruch habe, und ziehe vor dem Flug frische Socken an. Ich gebe mir also Mühe.

Anders die beiden Französinnen auf dem Flug von Ho Chi Minh City, früher Saigon, nach Singapur. Wir sassen kaum im Sitz (ich am Gang, Freundin Nr. 1 in der Mitte, Freundin Nr. 2 am Fenster), da zog sich Freundin Nr. 1 die Schuhe aus, winkelte die Beine an und platzierte ihre nackten Füsse auf dem hochgeklappten Tisch. Der Nagellack war blau UND abgeblättert, und auch sonst hatten ihre Füsse in den letzten Monaten kein Spa von innen gesehen (Codewort: Hornhaut). Dabei steht in Ho Chi Minh City an jeder Ecke ein Nagelstudio.

Kaum gestartet, liess Freundin Nr. 2 per Knopfdruck eine Flight-Attendant kommen. «Wöötäääär, pliiis», sagte sie. Man werde, entgegnete die Flugbegleiterin leicht genervt, gleich mit dem Getränkewagen vorbeikommen. Freundin Nr. 2 verdrehte tatsächlich die Augen wie ein verwöhntes Kind. Dann fingen sie an zu quatschen, nonstop, knapp unter dem Dezibel eines Presslufthammers. In den drei Stunden Flug gingen Freundin Nr. 1 und Freundin Nr. 2 beide je dreimal auf die Toilette. Und damit ich nicht auch noch ein siebtes Mal aufstehen musste, stieg Freundin Nr. 1 tatsächlich über mich hinweg, bevor ich aufstehen konnte.

All das wäre ja noch gegangen, hätte sie nicht – während sie über mich hinwegstieg – mit ihrem nackten Fuss meine Hand berührt (Sie erinnern sich: der Fuss, der schon längst mit einer Raspel hätte behandelt werden müssen). Ich wollte schon ohnmächtig werden, da fiel mir ein, dass ich ja ein Fan von Händedesinfektionsmittel bin und auf Reisen (und auch im Büro) immer eines dabei habe. Bakterienparanoia – you rock!

Dieser Beitrag erschien am 4.11.2012 im Rahmen der Kolumne “Rigutto reist” in der SonntagsZeitung.

Der Beitrag Bakterienparanoia – you rock! erschien zuerst auf Lago mio!.


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